Interview bei einem katholischen Arbeitgeber
Das Gespräch drehte sich bisher um die Qualifikationen des Bewerbers, es war ein sachliches Gespräch, bei dem der Bewerber seine Motivation und seinen Werdegang noch einmal kurz schilderte und der Personalverantwortliche hier und da noch einmal nachhakte. Das Gespräch nähert sich dem Ende.
„Abschließend fiel mir noch auf, dass sie zu ihrer Konfession nichts geschrieben haben in der Bewerbung. Sind sie katholisch?“ Der Personalreferent stellt die Frage beiläufig, als wäre sie nur ein unwichtiges Detail.
„Nein.“ Eine kurze, trockene Antwort, ausdrucksloses Gesicht.
„In der Stellenbeschreibung haben wir darauf hingewiesen, dass wir gerne katholische Bewerber hätten, also warum haben Sie sich dennoch beworben?“ Eigentlich eine Frage für den Anfang des Gespräches, aber der Bewerber hat aus der Sicht des Referenten eine gute Figur gemacht und seine Qualifikationen letztlich auf die Glaubensfrage zu reduzieren empfand er als den falschen Weg das Gespräch zu führen.
„Nun, Religion hat in meiner Familie nie eine wirklich große Rolle gespielt, ich wurde demnach also nicht getauft. Mein Großvater selber ist sogar bekennender Atheist, sicherlich auch dem kommunistischem Regime geschuldet in dem er lange Zeit gelebt hat. Nichtsdestotrotz ist die Entwicklung bei mir anders. Ich selber bin sehr gläubig. Ich trinke wenig, bis gar nicht, rauche nicht, nehme keine Drogen. Kurz: Ich versuche mein Leben in guten Bahnen zu führen, helfe Menschen wo ich kann, im gewissen Sinne bin ich schon christlich, versuche die Normen christlichen Lebens aktiv zu leben. Aber natürlich verstehe ich warum sie lieber einen katholischen Bewerber hätten.“
„Sehr interessant, warum glauben sie denn beharren wir darauf?“
„Nun, ich denke, dass es etwas mit Unternehmenskultur zu tun hat. Es ist ja so, dass ein Arbeitgeber möglichst motivierte Arbeitnehmer haben möchte. Ein Mitarbeiter, der sich mit seiner Firma identifizieren kann ist ja automatisch motivierter, da er ja sozusagen in eigener Sache arbeitet, beziehungsweise für eine Sache die er für richtig und gut hält. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mitarbeiter, der katholisch ist, auch motivierter an die Arbeit hier geht ist also größer, als bei einem der sich, als krasses Beispiel, zum Islam bekennt.“
„Warum wählen sie gerade den Islam als Beispiel?“
„Also, ich will nicht den Eindruck vermitteln, dass ich dem Strom der Leute folge, die aus Terrorängsten heraus den Islam verdammen. Für mich stellt sich die Situation so dar, der Islam hat eine im Koran niedergeschriebene eindeutige Haltung gegenüber denjenigen die „ungläubig“ sind. Der Buddhismus ist da“, der Bewerber deutet Anführungszeichen mit Hilfe seiner zwei Hände in der Luft an, „liberaler“. Eine katholische Organisation wie ihre, steht also somit unter Umständen im Gegensatz zum Glaubensbekenntnis anders Gläubiger. Gerade bei Islamisten, die ihre Religion sehr intensiv ausleben, wäre das also definitiv ein Hemmnis.“
„Interessante Gedanken, sie hatten auch Personalwesen im Studium behandelt nehme ich an?“
„Ja, das stimmt.“ Er nickt bekräftigend.
„Warum machen sie diese Anführungszeichen in die Luft beim Wort liberal?“ Er stellt diese Fragen, weil er so hofft noch ein persönlicheres Bild vom Bewerber zu bekommen. Qualifikationen sind das eine, der Mensch das andere.
„Oh, das ist eine recht persönliche Angelegenheit, aber ich erläutere ihnen das sehr gerne. Liberal ist für mich das beseitigen von vorurteilsbehafteten Regeln oder Gesetzen und somit ein Umdenken in der Gesellschaft herbeizuführen, welches zumeist in mehr Freiheit für bestimmte Gruppen in der Bevölkerung mündet. Oder auch anders, Sachen, die in einer an sich aufgeklärten Gesellschaft an Gedankengut eigentlich unnötig geworden sind. Der Buddhismus also sagt, dass man auch mit anderen Religionen nebenher Leben kann. Oder anders, dass ein strikt monotheistische Haltung im inneren eines Menschen nicht nötig ist. Da denke ich anders. Ich finde es sehr wichtig in religiösen Fragen einer Linie treu zu bleiben. Das hat für mich auch etwas mit Integrität im ethischen Sinne zu tun.“
Der Personalverantwortliche nickt. „Eine interessante Meinung Herr Taylor. Ein Thema, dass ich gerne weitererörtern würde mit ihnen, aber leider habe ich noch einen Termin. Ich möchte mich für das Gespräch bedanken und wir werden uns mit ihnen in den nächsten Tagen in Verbindung setzen und ihnen eine Entscheidung mitteilen.“
„Abschließend fiel mir noch auf, dass sie zu ihrer Konfession nichts geschrieben haben in der Bewerbung. Sind sie katholisch?“ Der Personalreferent stellt die Frage beiläufig, als wäre sie nur ein unwichtiges Detail.
„Nein.“ Eine kurze, trockene Antwort, ausdrucksloses Gesicht.
„In der Stellenbeschreibung haben wir darauf hingewiesen, dass wir gerne katholische Bewerber hätten, also warum haben Sie sich dennoch beworben?“ Eigentlich eine Frage für den Anfang des Gespräches, aber der Bewerber hat aus der Sicht des Referenten eine gute Figur gemacht und seine Qualifikationen letztlich auf die Glaubensfrage zu reduzieren empfand er als den falschen Weg das Gespräch zu führen.
„Nun, Religion hat in meiner Familie nie eine wirklich große Rolle gespielt, ich wurde demnach also nicht getauft. Mein Großvater selber ist sogar bekennender Atheist, sicherlich auch dem kommunistischem Regime geschuldet in dem er lange Zeit gelebt hat. Nichtsdestotrotz ist die Entwicklung bei mir anders. Ich selber bin sehr gläubig. Ich trinke wenig, bis gar nicht, rauche nicht, nehme keine Drogen. Kurz: Ich versuche mein Leben in guten Bahnen zu führen, helfe Menschen wo ich kann, im gewissen Sinne bin ich schon christlich, versuche die Normen christlichen Lebens aktiv zu leben. Aber natürlich verstehe ich warum sie lieber einen katholischen Bewerber hätten.“
„Sehr interessant, warum glauben sie denn beharren wir darauf?“
„Nun, ich denke, dass es etwas mit Unternehmenskultur zu tun hat. Es ist ja so, dass ein Arbeitgeber möglichst motivierte Arbeitnehmer haben möchte. Ein Mitarbeiter, der sich mit seiner Firma identifizieren kann ist ja automatisch motivierter, da er ja sozusagen in eigener Sache arbeitet, beziehungsweise für eine Sache die er für richtig und gut hält. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mitarbeiter, der katholisch ist, auch motivierter an die Arbeit hier geht ist also größer, als bei einem der sich, als krasses Beispiel, zum Islam bekennt.“
„Warum wählen sie gerade den Islam als Beispiel?“
„Also, ich will nicht den Eindruck vermitteln, dass ich dem Strom der Leute folge, die aus Terrorängsten heraus den Islam verdammen. Für mich stellt sich die Situation so dar, der Islam hat eine im Koran niedergeschriebene eindeutige Haltung gegenüber denjenigen die „ungläubig“ sind. Der Buddhismus ist da“, der Bewerber deutet Anführungszeichen mit Hilfe seiner zwei Hände in der Luft an, „liberaler“. Eine katholische Organisation wie ihre, steht also somit unter Umständen im Gegensatz zum Glaubensbekenntnis anders Gläubiger. Gerade bei Islamisten, die ihre Religion sehr intensiv ausleben, wäre das also definitiv ein Hemmnis.“
„Interessante Gedanken, sie hatten auch Personalwesen im Studium behandelt nehme ich an?“
„Ja, das stimmt.“ Er nickt bekräftigend.
„Warum machen sie diese Anführungszeichen in die Luft beim Wort liberal?“ Er stellt diese Fragen, weil er so hofft noch ein persönlicheres Bild vom Bewerber zu bekommen. Qualifikationen sind das eine, der Mensch das andere.
„Oh, das ist eine recht persönliche Angelegenheit, aber ich erläutere ihnen das sehr gerne. Liberal ist für mich das beseitigen von vorurteilsbehafteten Regeln oder Gesetzen und somit ein Umdenken in der Gesellschaft herbeizuführen, welches zumeist in mehr Freiheit für bestimmte Gruppen in der Bevölkerung mündet. Oder auch anders, Sachen, die in einer an sich aufgeklärten Gesellschaft an Gedankengut eigentlich unnötig geworden sind. Der Buddhismus also sagt, dass man auch mit anderen Religionen nebenher Leben kann. Oder anders, dass ein strikt monotheistische Haltung im inneren eines Menschen nicht nötig ist. Da denke ich anders. Ich finde es sehr wichtig in religiösen Fragen einer Linie treu zu bleiben. Das hat für mich auch etwas mit Integrität im ethischen Sinne zu tun.“
Der Personalverantwortliche nickt. „Eine interessante Meinung Herr Taylor. Ein Thema, dass ich gerne weitererörtern würde mit ihnen, aber leider habe ich noch einen Termin. Ich möchte mich für das Gespräch bedanken und wir werden uns mit ihnen in den nächsten Tagen in Verbindung setzen und ihnen eine Entscheidung mitteilen.“
masamune - 30. Okt, 14:47