Montag, 18. April 2011

Atomkraft? Nein Danke!

Letztens schrieb ich mal wieder etwas. Es war eine lustige, kleine Anekdote meines Lebens in satirischer Form. Ich glaube, wenn ich jetzt in Japan Flugblätter mit satirischen Geschichten über AKWs verteilen würde, wären die Reaktionen nicht so gewesen. Aber Deutsche sind so ähnlich wie die Atome in Japans AKWs. Man ist schnell gespalten.
Es wäre natürlich auch schwer eine Anekdote über dieses Thema zu verfassen. Ich war nie bei so einer Katastrophe bewusst dabei gewesen. Obwohl damals, als ich noch ein kleiner Strahlemann war, war Tschernobyl gerade mal 7 Monate her. Es muss ein epischer Moment gewesen sein.
Meine Eltern, die schon die zukünftige postapokalyptische Zeit mit all den mutierten Atomzombies als reales Szenario im Hinterkopf hatten, taten mit meiner Zeugung einen großen Schritt in Richtung Menschheitserhalt. Vierundzwanzig Jahre später erinnert nur noch mein morgendliches Gebaren nach dem Aufstehen an die Zombieapokalypse.
Comicartige Heldenszenarien sind dank der aktuellen Katastrophe wieder voll im Trend. Jede Zeit hat ihre Helden. Der Held Deutschlands ist allerdings weiblich und kommt gebürtig aus Ostdeutschland. Man munkelt sie flog über ganz Deutschland um den AKW-Betreibern mit einem „Bäm“ und „Pew“ die Lichter auszublasen. Infolge dessen werden sie wohl auch in ganz Deutschland erlöschen, denn Energie ist überraschenderweise endlich.
Doch hier kommt unser zweiter Held ins Spiel und ich verrate nicht zu viel wenn ich sage, dass es nicht der Energieerhaltungssatz ist. Nein, der fetzigste Held der Neuzeit ist grün und während der geneigte Comicleser die Farbe Grün mit „ekligem Schleim“ oder „verstrahlt“ assoziiert, spielt das im Roulette der Helden gar keine Rolle. Grün ist unsere Rettung. Wir werden schon sehen! Und wenn die grüne Heldengarde persönlich Windkrafträder mit ihrem mächtigen Zeigefinger anschiebt.
Die Deutschen jedenfalls sind sich so einig wie schon lange nicht mehr. Seit kurzem klebt auch auf meiner Stirn ein Aufkleber „Atomkraft? Nein Danke“. Ich finde diese Aufkleber ja toll. Ich finde auch, dass die Bundesregierung, anstatt das Personal bei der GEZ aufzustocken, lieber ein Ministerium „für Aufkleber mit griffigen Sprüchen“ einrichten sollte. Es gibt so viele Bereiche wo diese Aufkleber Gutes für die Welt tun können.
Ich habe auch schon konkrete Ideen: „Relevanz des Wirkungsgrades bei der Diskussion um erneuerbare Energien? Nein Danke“ oder auch ein Verkaufsschlager „Sarrazin? Nein Danke“. Unangefochtene Nummer eins im Absatz wäre aber sicher „Integration? Nein Danke“. Man sollte dann beim Ministerium auch eigene Aufkleber bestellen können. Ich für meinen Teil hätte um reich zu werden sehr gerne einen Satz „Zoo? Nein Danke“. Seit dem Tod von Knut krieg ich nachts nämlich kein Auge mehr zu. Auf der anderen Seite hätte ich Angst vor der Gegenoffensive der Zoobefürworter. Auf ihren Nashörnern würden sie geritten kommen und auf jedem Horn prangt ein riesen Sticker. Das letzte was ich lesen würde bevor ich aufgespießt würde wäre „Intoleranz? Nein Danke“.

Ich bin Zoo

Letztens hatte ich wieder Kontakt mit den unteren Schichten Deutschlands. Es stand ein Besuch im örtlichen Zoo an. Ich hatte schon lange keine richtigen, exotischen Tiere mehr gesehen. Ab und an sieht man sie mal in diversen Internetforen, im Fernsehen, wenn man sich mal wieder die Plenarsitzungen anschaut oder bei Taff. Diesmal wollte ich sie aber live und zum Anfassen nahe.
Ich war gerade dabei mir die Wölfe anzuschauen, als neben mir ein kleiner Junge an sein Handy ging. Die Zeiten, in denen es mich überraschte, dass 10-jährige ein solches Gerät besitzen sind vorbei. Mittlerweile schockiert mich nur noch wenn sie mir von ihren neuesten Drogeneskapaden erzählen odervon ihren erotischsten Abenteuern.
Ich kam jedenfalls nicht umhin mitzuhören. Höchstwahrscheinlich war seine Mutter am anderen Ende der Leitung. Zumindest wenn ich „Ey Alte, hab ich doch erzählt Mann. Ich bin Zoo“ richtig übersetzt hatte. Dieser Sprachgebrauch war nichts neues, aber anstatt des üblichen Brechreizes hatte ich inmitten dieser Wildnis plötzlich eine Eingebung. Die Affen zwinkerten mir aufmunternd zu und ich verließ den Zoo mit einem guten Gefühl.
Ich nahm mir vor meine sprachlichen Fähigkeiten auszuweiten. Denn ich bin bemüht möglichst hipp zu sein. Als Nachhilfelehrer musst du einfach mit der Zeit gehen, um auf die jungen Leute eine Wirkung zu haben. Ich wollte also etwas Slang üben und besuchte deswegen meine Freunde. Ich erzählte ihnen nichts von meinen Plänen und als sie mich fragten was ich so getrieben hatte in letzter Zeit antwortete ich stolz: „Ich war Zoo.“
Das folgende Entsetzen lässt sich schwer in Worte fassen. Ich verstand das nicht ganz und erzählte ihnen noch etwas vom Streichelzoo, wo ich voll von einer Zeige aufgebockt wurde. Ich fand mein Missgeschick sehr lustig und rubbelte mir grinsend den Hintern.
Da ich allerdings im Slang noch nicht so drin war hatte ich natürlich Schwierigkeiten mich zu artikulieren. Das Missverständnis ließ sich nicht aufklären und ich wurde vom Hof gejagt. Mein Experiment betrachtete ich als Fehlschlag, und redete fortan wieder normal.
Ich dachte damit sei die Sache erledigt, aber letztens rief mich einer dieser Freunde an und wollte sich unbedingt mit mir Treffen. Ich dachte mir nichts Böses und sagte zu. Ich fand den Armen in seiner Wohnung. Er war völlig aufgelöst. Er hatte in so einem Forum geblättert und dort ein Thema gefunden mit dem Namen „Bist du Zoo?“. Es war eine Umfrage und man konnte ankreuzen: „Nein“ oder „Ja, Tierkörper ziehen mich an“. Man muss natürlich wissen, dass mein Kumpel Furry ist. Er kam also nicht umhin „Ja, Tierkörper ziehen mich an“ anzuklicken. Seitdem glaubt er, dass er Zoo ist. Man muss ihm natürlich Naivität attestieren. Er glaubte nämlich bisher, dass es beim Furry sein um Tierkörper, vorwiegend in anthropomorpher Form, geht. Er war verzweifelt und bat mich um meine Hilfe. Da ich ein guter Freund bin ließ ich mich nicht lumpen und rief die Polizei um ihn verhaften zu lassen.
Ich denke ein solcher Mensch ist potentiell gefährlich für alle Tiere. Schließlich mag er sie und wir alle wissen was „mögen“ heißt. Es bleibt nämlich nicht dabei. Man will die Tiere irgendwann nicht nur mögen. Nein, man möchte sie sogar streicheln oder ihnen Futter geben und wohin DAS nun wieder führt…
Mein Freund ist jetzt in Therapie. Ich habe gehört, dass die Firma „Niki“ gegen ihn sogar eine einstweilige Verfügung erwirkt hat. Er darf sich jetzt Kuscheltieren nicht mehr als 100 Meter nähern.

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