Nicht meine Art

Aber ich schreib doch was dazu. Beziehungsweise meine Fragen die ich habe.
Ich glaube nicht, dass der Amoklauf an sich von einer Aggression angetrieben wurde. Es ist kein Problem der Gewalt. Der Junge wollte keine Gewalt zum Ausdruck bringen. Von demher ist für mich die Killerspiel Diskussion sowieso schon an dem Punkt gelaufen. Diese Spiele vermitteln vermutlich nichtmal den nötigen Skill, und desensibilisieren auch nicht. Zumindest nicht diesen Jungen, er wurde von seinen Mitschüler vermutlich genug verstümmelt. Unter Umständen ja unwissentlich. Kinder gehen in ihrer jugendlichen Grausamkeit nicht geplant vor. Außenseiter passieren, sie werden nicht gemacht.

Zurück zum Thema. Weder die Lust nach Gewalt hat ihn dazu getrieben (die hätte er anders abreagieren können), noch vermutlich allzustark aufgestaute Emotionen. Dagegen spricht, dass er seine "Traurigkeit" immer nach Außen getragen hat, dass er sich im Schützenverein abreagieren konnte, und von mir aus auch in "Killerspielen". Zudem ist Aggressivität meiner Meinung nach eine Eigenschaft, die man Besitzt oder nicht. Ein Charaktermakel. Ich bin latent Aggressiv, wie vermutlich ein Großteil der männlichen Bevölkerung. Aber für sowas findet sich wie gesagt ein Venitl. Dieser Junge hatte genug Ventile.
Seine Depressionen waren vielleicht Teilauslöser, wenn aber nur in Mischung mit etwas anderem. Sonst hätte sich seine Gewalt nicht nach außen Gerichtet, sondern er hätte sich selber getötet und gut war es. Auch die These von Christian Pfeiffer halte ich für gewagt und durch politische Motive aufgeweicht. Sie besagte, dass Amokläufer gemacht, aber nicht geboren werden. Gerade durch den zweiten Satz entlarvt sich Pfeiffer aber selbst "Wir können uns um Außenseiter kümmern, um Jugendliche, die in Krisensituationen sind. Aber verhindern können wir Amokläufe nicht."
Vermutlich hat er selber Begriffen, dass doch mehr dahintersteckt. Natürlich will das Gegenteil keiner hören, würde es doch bedeuten, dass man diese Menschen identifizieren kann. Langfristig würde das zu Misstrauen und einer Art Hetzjagd führen. Vielleicht zu noch größerer Abgrenzung der jeweiligen Personen. Ein Szenario a la Gattaca. Tatsache ist, dass man einen Defekt eben nicht ausschließen kann. Vielleicht war es ein hormoneller, ausgelöst durch die Depressionen. Dafür bin ich nicht Mediziner genug.

Noch ein kurzes Statement zum Thema Zitate: Ob das umlaufende Zitat, wonach er einem anderen Jungen Namens Bernd das Szenario ankündigt ein Fake ist?
Mir persönlich gefällt die Vorstellung eines letzten Hilfeschrei, der da ausgesprochen wurde. Passt das zum Profil? Teils. Prahlerei ist natürlich ein Teil davon. Aber Taten mit denen man prahlt erfüllen ihren seelischen Zweck eben mit der Prahlerei. Sie sind nicht umbedingt da, um vollstreckt zu werden. Ansonsten sind solche Menschen eher introvertiert. Es passt einfach nicht in die Welt etwas so gravierendes, so großes, zu kommunizieren.
Wie bei der Prahlerei verfolgt diese konkrete Tat nur ein Ziel. Erlösung. Er versucht seinen Schmerz, die Leere, Trauer zu mildern. Dafür gibt es nur einen Weg, nur ein Balsam für die Seele und die heißt Anerkennung. Das ist ein Motiv welches meiner Meinung nach unterschätzt wird. Wir alle lechzen nach Anerkennung. Es ist, was unser Leben am Laufen hält. Leute die im Leben, im Beruf stehen, wissen, dass sie honoriert werden für die Dinge die sie tun. Sei es durch eine Gehaltszahlung, ein Lob vom Chef oder ähnliches. In der Schule herrscht dabei aber das härteste System vor. Hier wird der Schüler knallhart mit einer Zahl versehen. Kopfnoten sind dabei die Krönung. Es ist als ob man eine hübsche Frau/Mann in der Stadt auf der Straße laufen sieht und ihm "Note 2, aber tu mal was für deinen Arsch" hinterherruft. Ein knallhärteren Ausdruck von Anerkennung gibt es seitens der Schule nicht. Im sozialen Bereich sind die Dinge nicht einfacher. Es gibt verschiedene Typen Schüler, als da sind Nerds, Snobs, Bad Boys, Leute die stinken, Leute die eine Schlampe als Mutter haben, Leute deren Vater mehrere Millionen hat, Leute die gar nichts besonderes haben. In der Schule ist Anerkennung schwer zu erlangen. Eine Gruppe hat dabei die Repressionen der anderen zu ertragen. Was aber kein Problem ist, da die Geborgenheit in einer Gruppe diesen Punkt egalisiert. Jemand der vollständig isoliert ist, ist dabei ein seltenes Phänomen. Er hätte Repressalien aller Gruppen zu ertragen. Der psychische Druck der dadurch entsteht ist immens. Er kann gerade in dieser "rebellischen" Phase der jugendlichen Selbstfindung auch von der Familie nicht aufgefangen werden. Weil der draht zu den Eltern, gerade auch mit diesen Problemen, ein extrem dünner wird. Eventuell hat man Angst mit Phrasen abgespeist zu werden wie "du musst einfach offener auf die Leute zugehen", "geh doch mal öfter vor die Tür, du hängst ja nur vor dem PC".

Diese Isolation führt zwangsläufig, wenn es dabei auch nicht umbedingt an die Oberfläche des Bewusstseins gelangt, zu der Frage, was ich als Mensch auf dieser Erde überhaupt soll. Das ist der Punkt wo der junge Mensch eine Entscheidung trifft, auch das eventuell nicht bewusst. Etwas muss passieren. Etwas muss das Gefüge zersprengen. Etwas muss zu Anerkennung führen. Meine Noten tun es nicht, ich habe keine Freunde die mir das Gefühl geben. Also muss ich etwas tun, das von keinem ignoriert werden kann. Klar könnte ich sportlich etwas tolles erreichen, aber bemerkt das jeder? Habe ich das Selbstvertrauen und die Kraft dazu? Nein, etwas anderes muss her. Das war vermutlich das Motiv des "Amokläufers von Winnenden". Er hat etwas getan was keiner ignorieren konnte. Das er sich primär auch gar nicht selbst umbringen wollte, sondern das erst getan hat nachdem er angeschossen wurde, spricht eher dafür, dass er etwas von seiner Tat haben wollte.
So aber nun genug und zu meiner Frage:

Warum habe ich in dieser Zeit damals einen Selbstmordversuch gewählt und keinen Amoklauf?
Werwolf - 16. Mär, 19:42

alors, car tu es con.
selbstmordversuch hat doch den gleichen effekt oder nur das man anderen dabei nicht schadet? Außerdem hat man nichts davon wenn man n batzen leute niederschiesst, weil man sofort im gefängnis landet und dort erstmal von großen schwarzen durch die mangel genommen wird. (habe letztens erst ne radiosendung gehört mit einem der meinte, man würde gar nicht automatisch im gefängnis vergewaltigt werden, das glaube ich ihm aber nicht, die stereotypen sind stärker)

masamune - 16. Mär, 22:01

ja aber darüber denkst du doch nicht nach, schon gar nicht als 17 jähriger und in der situation.
Werwolf - 20. Mär, 23:21

nagut, wenn dir mein erster anlauf nicht gefallen:
hier eine weisheit die ich irgendwo mal aufgeschnappt habe und nichteinmal mehr vollständig zusammen bekomme
ein anfänger beschuldigt die anderen
ein *irgendne stufe dazwischen einfügen* beschuldigt sich selber und ein
weiser/reifer beschuldigt *hier das ende von dieser weisheit einfügen*

wie du siehst mit fehlen grad mal 2 wörter um sie zu vervollständigen;macht aber nichts, denn es reicht aus um zu sagen, dass der eine typ halt ein anfänger ist, oder trottel oder normalo und du halt auf der zweiten stufe bist.

Falls du jetzt so fragen stellst wie : was hat beschuldigen mit selbstmord zu tun?
dann verbaust du mir meine geniale weisheit, also lieber nicht.



nagut ich versuch mal was weniger profanes.
wieso denkst du über sowas nicht nach?
warst du so verzweifelt, dass du die konsequenzen keinen einzigen moment in betracht gezogen hast? Wie zum beispiel, dass deine brüder und eltern und großmutter (mütter?) zu dem Zeitpunkt recht traurig gewesen wären, wäre deine aktion von erfolg gekrönt.
naja zumindest hab ich mich an so gedanken geklammert um ja die selbstmord gedanken nicht eskalieren zu lassen
masamune - 21. Mär, 22:35

Ich glaube nicht das er DAS verhältnis zu seiner familie hatte. den medien nach zu urteilen kein allzu nahes.außerdem denkst du in dem alter hauptsächlich an dich. und wenn schon das nicht, dann auf jedenfall nicht so schnell an deine familie. familie spielt in der pubertät einfach nicht die rolle.

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